das Ende der Fotosafaris

Der alte Rangierbahnhof und Bahnausbesserungswerk in Huckarde war mir lange Jahre regelmäßige Besuche wert. Ein riesiges, von Birken und Brombeeren überwuchertes Areal auf dem sich verschiedene Gebäude befanden die einerseits das Zeug zum ‘lost place’ hatten, andererseits aber auch Freiluftatelier für zahlreiche Sprayer waren.

Ich habe immer gern geschaut was sich dort tat - und dort tat sich eine ganze Menge. Mir waren die Orte immer wieder gern Kulisse für Fotoshootings und ich hatte mich an das Freiluft-Atelier in meiner direkten Nähe gewöhnt.

Um so überraschender die Nachricht das nach über 30 Jahren Dornröschenschlafs das Gelände jetzt durch die Bahn einer neuen Nutzung zugeführt wird. Dort soll ein Wartungs-Stützpunkt für ICE geschaffen werden.

Innerhalb kürzester Zeit wurde der Bewuchs entfernt und die Schienen, Schwellen und Masten abgerissen. Ein paar verlorene Gebäude stehen noch, aber ich bin mir sicher das auch deren Tage gezählt sind.

So habe ich mir schnell einen Grund gesucht, dort noch mal Fotos zu machen - Trostlosigkeit und die Notwendigkeit, eine Kamera und Optiken zu testen sollten mir als Begründung reichen.

Getestet wurde auf einer Fuji GFX 50R ein Laowa D-Dreamer 17mm und ein Hasselblad X-Pan 30mm - beides Objektive die durch speziellen Schliff die Kissenverzerrung von Weitwinkeloptiken unterbinden und in der Lage sind, einen 45mm breiten Kameraensor zu bespielen. Als Dritter im Bunde gab es noch die Kombination eines ‘zugelaufenen’ 50mm Objektivs von Asai Optical Co aus den Achtzigern und einem Anamorphot-Vorsatz 1x1,33. Die Bildtitel geben jeweils das verwendete Setting wieder.

Ich teste dieses Equipment um zu sehen inwieweit ich meine Panorama-Fotografie komplett auf eine digitale Basis umstellen kann um bei Fotoreisen schneller Fotos zur Verfügung zu haben. Bei den Panoramen möchte ich, trotz veränderter Abbildung gegenüber eine gestitchten Panorama oder einem analogen Schwenklinsen-Panorama, in der Lage sein Panoramen als Schnappschüsse bzw aus der Hand ohne Stativ machen zu können. Die Ergebnisse sind beim Laowa D-Dreamer bzw. Hasselblad X-Pan 30mm wie zu erwarten von hoher Abbildungsqualität. Die Kombination aus anamorphotoscher Zerrlinse und ältlicher Optik ohne Vergütungsbeschichtung hat aber auch ihre Reize. Die Randverzerrungen zeigen das diese Kombination mit der Größe des Sensors hier an ihre Grenzen kommt. Das Objektiv wurde sowieso nur für Kleinbild-Format entwickelt, ich hätte aber mehr Vignettierung erwartet. Durch die Verzerrung komme ich an denselben Blickwinkel wie mit dem 30mm Objektiv, allerdings mit Kissen- und Tonnenverzerrung. Die Fehleranfälligkeit der beiden kombinierten Systeme schlägt hier voll durch und die Farbabbildung lässt gegenüber höherwertigen Optiken deutlich zu wünschen übrig. Die Bilder in Schwarweiss konvertiert zeigen sich in anrührender Bildsprache. Vielleicht lag es aber auch am Hochnebel und dem harnäckigen Regen in der Szenerie.

Das Hasselblad-Objektiv wurde ohne Gegenlichtblende verwendet und zeigte trotz diffuser Lichtverhältnisse deutlich wenn die Sonne von seitlich vorn auf die Optik trifft. Mir war bekannt das das Objektiv dafür anfällig sein würde aber das es das so deutlich ausspielt hat mich dann doch überrascht.

Wie auch immer - es ist einer Serie recht schöner Abschiedsbilder heraus gekommen.