das Resumée der Ausstellung

für knapp vier Wochen konnte wir im ‘Hans-A’ die Ausstellung ‘StudioX’ im Dezember 2024 und Januar 2025 zugänglich machen. Das Interesse an der Ausstellung war recht groß - nicht zuletzt durch die Tatsache, das die Verbindung von Sex und Kultur in der Medialen Darstellung recht gut funktionierte.

Sicher gab es auch die eine oder andere Person die die Bildsprache der Ausstellung falsch verstand und davon ausging, das im Hans-A jetzt eine neue Erotik-Darbietung zu bewundern sei. Das Gros der Besucher*Innen wusste aber schon sehr gut um dier Botschaft der Ausstellung und so manche/r hatte die eine oder andere Geschichte im Zusammenhang mit dem Kino zu erzählen. Für den Gesamteindruck habe ich hier noch mal eine Galerie mit der Dokumentation zur Ausstellung zusammen gestellt:

die Kombination von künstlerischen Werken und Versatzstücken des Pornokinos hat sich bewährt, den Anschluss an das Thema bei den Besucher*Innen leicht herzustellen. im Mittelteil des Schranks lief ein Loop aus Arbeiten von Silvia Liebig und Achim Zerpezauer und Passagen durch das Kino. Manchmal bildete sich eine Schlange vor dem Schrank weil mehr Leute die Filme sehen wollten als Platz in der Kabine vorhanden war.

Der Schrank selbst hatte mehrere Funktionen - er bot zum Einen Fächer für weitere Exponate, die Technik und er zeigte auch mehrere Bedeutungen:

Das Möbel spielt mit dem Coming-Out-Begriff ‘coming out of the closet’ (aus dem Schrank kommen) und fordert dazu auf, für eine Zeit wieder in den Schrank hinein zu gehen. Der Begriff des ‘Schrankschwulen’ für einen queeren Menschen der nicht in der Öffentlichkeit mit seiner Identität zu erkennen ist, ist mir noch aus den achtziger Jahren bekannt. Die Angst vor dem ‘Outing’ und den damit verbundenen Einbußen beim Ansehen und im öffentlichen Leben saß damals noch tief. SO lebten viele ihre Sexualität und Persönlichkeit in geschützten Räumen wie eben einem Pornokino oder schummerigen Bars. Der Gedanke, das von dort nichts hinaus in die Öffentlichkeit gelangen könnte, war oft ein trügerischer, so wie der Schrank in der Ausstellung auch nur zum Schein Sicherheit vermittelt - er ist nichts als eine hastig zusammen gezimmerte Hütte mit Ritzen in den Wänden. Jeder ahnt, was sich darin abspielt. Die Front des Schranks strahlt mit den Holz-Ornamenten bürgerliche Werte aus - wie auch der unerkannt bleiben wollende Homosexuelle sich oft eine Fassade des Normalen und Biederen zu geben versuchte.

Das Wandbild von Silvia Liebig greift noch mal zurück auf die Gründerzeit des Kinos, als es noch ein stattliches Permierenkino war. Eine Zeichnung des damaligen Zuschauerraums ist überlagert mit Details aus dem späteren Porniokino.

Im virtuellen Durchgang des StudioX lässt sich immer noch das alte Kino erkennen - die Deckenverkleidungen und ehemaligen Projektionsfenster sich immer noch vorhanden. Der Virtuelle Durchgang ist übrigens nicht nur eine Dokumentation des Kino kurz vor dem Abriss - es ist auch eine Medienarbeit, die mit Interviews zum Kino und Details angereichert ist. Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen und wird von Zeit zu Zeit um neue Quellen erweitert.

Hier geht es zum Virtuellen StudioX (Klick!)

Nach der Ausstellung sind teile der Exponate an das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte übergeben worden. Der Rest wurde für den Fall, das sich eine weitere Lokalität an dem Ausstellungskonzept oder einzelnen Elementen daraus interessiert, eingelagert worden.

StudioX im Hans-A - die heisse Phase!

Nur noch eine Woche bis zum Start der Ausstellung - der provisorisch aufgebaute Schrank ist wieder in seine Einzelteile zerlegt und mit dem Auto zum Ausstellungsraum ‘Hans-A’ in der Hansastraße transportiert. Alle anderen Exponate und Versatzstücke haben sich auch eingefunden. Jetzt wird sich zeigen ob die Ideen auch wirklich so zusammen passen und funktionieren wie wir uns das ausgedacht haben.

Am Donnerstag, zwei Tage vor Eröffnung der Ausstellung hatten wir eine Probe für das Dortmunder Sprech-Ensemble in der weitgehend eingerichteten Ausstellung anberaumt. Wir hatten zwar vorab auch schon mal in dem leeren Raum eine Probe abgehalten, die Akustik ist eingerichtet aber schon sehr anders und jetzt ließ sich natürlich auch leichter planen wo sich alle aufstellen und wie wir mit dem Schrank verfahren werden.

Bis zum Samstag gab es noch einiges an Feinarbeiten zu erledigen - es steckten noch Exponatre irgendwo auf dem Versandweg, Die Filme für die Monitore verhielten sich noch nicht so wie sie sollten - eben lauter Kleinkram, der unerwartet lang aufhält. Zu unserer Überraschung waren wir dann aber doch am Samstag Morgen mit allem fertig und mussten nur noch den Raum Staubsaugen. Dann konnte die Eröffnung kommen.

das Dortmunder Sprech-Ensemble zur Vernissage der Ausstellung

Vernissage kam und mit ihr viele Menschen - das Hans-A war gut gefüllt. Es war uns Gelungen, Dr. Peter Schmieder für die Einführung in die Ausstellung zu gewinnen - er hatte sich eine Rede mit überraschenden Twists zum Thema der Ausstellung ausgedacht.

Als der Zeitpunkt nahte, das das Sprech-Ensemble sprechen sollte, haben wir das Licht im Raum gelöst, so das nur der Schrank als Lichtquelle übrig blieb - und die kleinen Leseleuchten an den Klemmbrettern des Sprech-Ensembles. Sie standen im Kreis vor den geöffneten Türen des Schranks und performten den Text den wir aus den Interviews, den AMIGO-Geschickten und anderen Quellen zu Pornografie, Sexualität und Kino zusammen gebaut hatten.

Anschließend war es noch lange voll im Hans-A - es gab viel zu Fragen und zu erzählen - wir waren ziemlich zufrieden mit dem was wir da zusammen gebaut hatten.

Die Performance des Sprech-Ensembles lässt sich hier noch noch einmal anschauen/anhören:

Finde den Schrank (und vieles Andere)

Das Projekt gewann an Dynamik als wir begannen, uns mit der Doppelbödigkeit der Gesellschaft in den siebziger und achtziger Jahren zu beschäftigten. Die zu den Zeitpunkt aufgelaufenen Informationen brachten uns auf die Idee, das eine Art Beichtstuhl eine gute Möglichkeit sein könnte, die Heimlichkeit abzubilden, in der sich sexuelle Träume/Bedürfnisse und Prostitution abspielten. Eine Recherche ergab, das ein Beichtstuhl unseren finanziellen Rahmen sprengen würde. Dann fiel unser ‚Auge‘ auf ein Möbelstück, welches es in dieser Art fast nur in Deutschland der siebziger und achtziger Jahre gab: den Wohnzimmerschrank ‚Gelsenkirchener Barock‘. Diese Möbel gibt es mit einem Erker-artig vorspringenden Mittelteil, das dem Schrank ein Aussehen gab, das einem Beichtstuhl schon recht nahe kam. Ob sich ein solcher Schrank wohl begehbar, wie ein Beichtstuhl umbauen ließ?

Unsere Suche führte uns zu einem attraktiven Kandidaten im Münsterland - er sollte unsere Videokabine und Präsentationsobjekt werden. Bis es so weit sein würde, galt es aber, verschiedene Hürden zu überwinden. Solche Schränke sind nicht dazu gedacht, sie in Einzelteile zu zerlegen. Vielmehr sind es Module, die zusammengestellt und miteinander verschraubt werden.

Um das gute Stück aus der Wohnung des Verkäufers zu bekommen, mussten wir ihn leider auseinander schlagen. Zum Glück war das bei diesem Schrank weitgehend so möglich, das er sich auch nachher wieder zusammenbauen lassen würde. Bis wir auf den Ausstellungsort Zugriff hatten, machte der Bretterhaufen erst mal Zwischenstation im Keller des Künstlerhaus Dortmund. Dort wurden auch die ersten Umbauten vorgenommen, um einschätzen zu können ob wir das Ding als Videokabine für zwei bis drei Personen nutzen können würden. Die Zwischenergebnisse machten Hoffnung.

Jetzt hieß es, alles für die Ausstellung notwendige bis zum 10. Dezember zusammen zu bekommen. In Absprache mit dem Besitzer der Immobilie haben wir noch einmal den Ort betreten und Leuchtreklamen und andere Versatzstücke für die Ausstattung der Ausstellung entnommen.

Wir sollten eine Woche vor Start der Ausstellung die Schlüssel für den Ausstellungsort, ‚HansA‘ erhalten und hätten ab dem Termin nur wenige Tage Zeit um die Ausstellung einzurichten.

die lächelnden Hunde der Niederlande

Wer mich kennt, weiss: ich mag Hunde. Ich kann quasi an keinem Hund vorbei gehen ohne eine Kontaktaufnahme zu versuchen, die dann auch meist gelingt.

Menschen wie mich halten die Niederlande etwas ganz Besonderes bereit: lächelnde Hunde!

Natürlich gibt es so etwas wie einen lächelnden Hund nicht wirklich, aber das siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert verlangte nach einem solchen Tier. Damals kamen immer mehr Familien zu solchem Reichtum, das sie es sich leisten konnten, einen Maler zu engagieren. Das Thema der Malerei war meist, die gesamte Familie so um das Oberhaupt arrangiert darzustellen das eine deutliche Wertschätzung gegenüber dieser Person sichtbar wurde. Diese, mitunter in Anbetung abdriftende Darstellung galt natürlich auch für nicht-menschliche Familienangehörige, wie zum Beispiel den Hund der Familie. Körperhaltung und Gesichtsausdruck des Tieres mussten vom Maler so verändert werden das die Zuneigung und Anbetung des Tieres gegenüber dem ‚Herrn‘ gut erkennbar war und gleichzeitig die Etikette für taktvolles Verhalten, Abstand u.Ä. eingehalten wurde.

Diese Bilder wurden meist von Malern ausgefertigt, die heutzutage meist weniger bekannt sind. Sehenswert sind die Bilder trotzdem - besonders, wenn man lächelnde Hunde mag. In der aktuellen Ausstellung des Rijksmuseum Amsterdam konnte ich drei dieser Darstellungen auftreiben und habe sie hier mal in eine Galerie gepackt.

StudioX oder “Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen.”

mit dem Oscar Wilde-Zitat “Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen.” haben die Künstler*innen Silvia Liebig, Achim Zerpezauer und Hendrik Müller eine multimediale Ausstellung erstellt die sich mit parallelen Leben, Sehnsüchten und sexuellen Begierden befasst. Aufhänger für diese Ausstellung ist der bevorstehende Abriss des ehemaligen Pornokinos, StudioX (vormals Deccla).

Announcement poster for the exhibition ‘StudioX’

Die Vernissage der Ausstellung ist am 14.12. um 19:00 im Hans-A in der Hansastraße 8-10, 44137 Dortmund. Dr. Peter Schmieder gibt eine Einführung in das Projekt und wir konnten den Sprechchor Dortmund für eine Performance gewinnen.

‘StudioX’ wird bis zum 09.01. Donnerstag bis Sonntag von 15:00 bis 18:00 geöffnet sein.

RE: Natur 2024 | 4 - Plastik-Mensch (wie lange denn noch ???)

Der Kunstverein Werne stellt vom 06.12.24 bis 05.01.25 meine Serie ‘Plastik-Mensch’ aus. Es ist in diesem Jahr die vierte Ausstellung, die sich in Werne mit dem Verhältnis der Menschheit zur Natur befasst. Veranstaltungsort ist das Stadthaus Werne, Konrad-Adenauer-Platz 1, 59368 Werne.

Die Ausstellungseröffnung ist am 06.12.’24 um 18:30.

Inzwischen ist die Hängung im Besprechungssaal des Stadthaus Werne abgeschlossen und wir sind gespannt auf die Eröffnung. Es wird Grußworte der Stadt durch Benedikt Striepens geben. Die Begrüßung erfolgt durch Hubertus Waterhues. Ich stehe mit Sabine Krebber für den Dialog zur Verfügung.

Innerhalb der Ausstellungsperiode ist die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Stadthauses zugänglich: Montag + Dienstag 07:30 bis 16:00, Mittwoch 7:30 bis 13 Uhr, Donnerstag 07:30 bis 17:30, Freitag 07:30 bis 12:00

am 5.12. wird von 12 bis 13 Uhr eine Finissage stattfinden.


'Oh, du Fröhliche' - die Jahresend-Ausstellung in der Produzentengalerie, Arneckestr. 42

Mit der Ausstellung ‘Oh, du Fröhliche’ verabschiedet sich der Verein ‘Kunst im Kreuzviertel’ von seiner bisherigen Adresse in der Arneckestr. 42 im Kreuzviertel in Dortmund. Die Eröffnung wird am 22.11. um 18:00 stattfinden. Die Ausstellung selbst wird regulär bis zum 24.12. Freitags16:00 bis 19:00 und Sonntag, 15:00 bis 18:00 geöffnet sein

Mutter Köhm öffnet seine modrigen Pforten

Wer oder was ist eigentlich ‘Mutter Köhm’? Bei diesem Namen handelt sich einerseits um einen Magenbitter, und andererseits um eine Spelunke die einmal zum Hotel Bender in Dortmund gehörte.

Postkarte mit dem Logo des Likörs ‘Mutter Köhm’

Das obige Bild zeigt das Etikett-Logo des Magenbitters auf einer Postkarte die wahrscheinlich in der gleichnamigen Kneipe erworben werden konnte.

Aber wo war diese Kneipe? Hotel Bender stand bis 2011 an der Burgwall-Unterführung und die Kneipe gehörte ursprünglich zum Hotel. Auf dem Foto unten sieht man den Abriss des Hotels. Es entstand in einer kritischen Phase als die Außenwand auf die Bahngeleise zu fallen drohte. Damals wurde die Strecke nach Hamm für einen Tag voll gesperrt.

Man erkennt hinter den Containern das Erdgeschoss des Hotels. die Kneipe ‘Mutter Köhm’ ist hier nicht sichtbar - sie war als schlauchartiges Gebilde zwischen Bahndamm und Hotel eingeklemt

Panorama aus der Serie ‘Bender geht’. Das Bild zeigt das Gebäude während des Abriss von der Stadtseite her gesehen.

Hotel und Kneipe befanden sich am Übergang zur Nordstadt - dort war in der Mitte des 20. Jahrhunderts das Vergnügungs- und Prostitutionsviertel Dortmunds. hinter der Bahnunterführung schlossen sich noch weitere Spelunken an - quasi zur Einstimmung auf einen bunten Abend. Das folgende Panorama zeigt eine Ansicht von der anderen Seite der Bahnlinie im Jahr 2005

Die Burgwall-Unterführung von der Nordstadt her gesehen

Neben zwei Dönerbuden ist noch die Werbung eines Erotik-Shops und der Kneipe ‘Bei Ernie’ zu erkennen, einer Spelunke in der Ernie darselbst hinter der Theke stand und es mit der Hygiene mitunter nicht so genau nahm. Man sieht das die Gebäude recht barackig sind - sie wurden nach dem Krieg schnell errichtet und nicht weiter modernisiert da das Gelände von der Bahn für eine Streckenverbreiterung beansprucht wird. Die Kneipe, um die es in diesem Text geht ist wieder nicht zu erkennen. Sie liegt unter der Brücke auf der anderen Seite der Unterführung. Man musste bereits zu den Zeiten als der Laden noch in Betrieb war sehr genau hin sehen denn es war eher ein Ort zum ‘dran vorbei gehen’. Der Laden hatte wenig Einladendes und das was aus der Tür torkelte hat diesen Eindruck nicht verbessert - bis zur Schließung im Jahr 2006 war ‘Mutter Köhm’ ein Refugium der ‘Borussenfront’ - geschlossen wurde das Gewerbe angeblich nach einer Kneipenschlägerei. Das Foto unten zeigt die Burgwall-Unterführung und den versiegelten Eingang zu ‘Mutter Köhm’

unter der Brücke der Burgwall-Unterführung im Jahr 2020 - das Bild wurde bei einem Kamera-Test aufgenommen um die Tiefenschärfe einer Kamera zu erfassen

Anfang 2024 hat irgendjemand die Tür zu der ehemaligen Spelunke eingetreten - es ergab sich für mich die Möglichkeit, diesen Ort wegen mangelnder Bausicherung fotografisch zu besuchen. Die entstandenen Panoramen sprechen von Verwüstung und Trostlosigkeit. Der Ort ist für die ältere Generation von Dortmundern die Erinnerung an den Auftakt einer unterhaltsamen Nacht in der Norstadt. Verwüstung und gut zwanzig Jahre permanente Feuchtigkeit haben alles verschwinden lassen was vielleicht mal schön war. Wahrscheinlich war das hier bereits zu seinen guten Zeiten nicht weiter als ein dunkles Loch.

Das Hotel Bender, zu dem die Kneipe gehörte, war in der Nachkriegszeit als Neubau angetreten, das erste Haus am Platze zu sein. Von der Reihenfolge her war es das wahrscheinlich, aber mit der Wiedererrichtung der anderen Hotels ließ sich dieser Anspruch nicht lange halten. In den Siebzigern des letzten Jahrhunderts erlangte es noch einmal Berühmtheit weil hier die Mannschaft der Borussia nach Heimspielen mit Saus und Braus feierte und übernachtete. Danach verwandelte es sich langsam in ein Stundenhotel und zum Schluß in ein Obdachlosenasyl das nach einem Brand geschlossen wurde.

Bei all diesen mehr oder minder glamourösen Erinnerungen sollte man nicht vergesen das der Namensgeber und Besitzer des Hotel Bender im Dritten Reich eine Vorzeigekarriere als Mitglied der NSDAP durchlaufen hatte. Man hatte ihm von der Partei abgeboten den Bierverlag für die Dortmunder Zechen zu übernehmen, was ein extrem gutes Auskommen bedeutete. Er kam in dieser Zeit auch zu einer Schnapsbrennerei, welche Marken wie eben ‘Mutter Köhm’ und den ‘Bollermann’ hervorbrachte. Außerdem war er durch die Partei mit der Überwachung und Organisation der Prostitution in der angrenzenden Nortdstadt betraut. Hierdurch hat er sich den Titel ‘der König vom Steinplatz’ errungen.

Nach dem Krieg zog er sich zwar aus der öffentlichen Wahrnehmung zurück, regelte die Geschicke des Hotels und seine ‘Geschäftsbereiche’ aus dem dritten Reich allerdings bis zu seinem Tod in den frühen achtziger Jahren weiter. Diese Details geben den positiven oder sentimentalen Erinnerungen an das Hotel und die ‘Mutter Köhm’ Stuben einen eigenartigen Beigeschmack. Aufarbeitung von NAZI-Vergangenheit sieht anders aus.

Wer mehr über das Hotel Bender und andere Hotelbauten an der Adresse, Burgtor 4, erfahren möchte, kann darüber in einem Artikel der Nordstadtblogger nach lesen ‘KLICK’

Über den Hotelier Hans Bender und seine eigenartige Rolle in Dortmund gibt es einen sehr interessanten Nachruf eines seiner Enkel im Archiv der Züricher Zeitung ‘KLICK’

Portale in eine andere Welt

Der Übergang ins neue Jahr fand eher beschaulich im Kreis eines Teils meiner Verwandtschaft statt. wir begingen die Zeit zwischen den Jahren in der Gegend von Burlage, Einem landwirtschaftlich geprägten Gebiet da vor 300 Jahren noch Moor und Sumpf war.

Nach den schweren Regenfällen der letzten Tage was das deutlich daran zu bemerken das sie Felder in der Gegend alle unter Wasser standen.

Speziell an den Stellen wo sich ohnehin Entwässerungsgräben oder kleine Weiher befanden drückte sich schwarzes Moorwasser aus dem Boden hoch und bot die Gelegenheit, mit Spiegelungen in der Wasserflächen zu experimentieren.

Früher nannte man die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr die ‚Rauhtage‘ - nach dem Glauben der Germanen öffnete sich in dieser Zeit ein Übergang zum Reich der Toten, so das die Geister der Krieger mit ihren Pferden herüber in unsere Dimension kommen konnten. Die Fotos geben einen Hinweis, warum unsere Vorfahren auf diese Idee kamen.

…übrigens glaubte man auch das man in dieser Zeit keine Wäsche zum Trockenen draußen aufhängen sollte da sich die Geister sonst in den Textilien verfangen und nicht rechtzeitig den Weg ins Jenseits zurück finden. In dem Fall müssten sie für ein ganzes Jahr auf der Erde herum spuken.

Was habt Ihr eigentlich alle?

Vor ein paar Monaten startete bei mir um die Ecke ein Bauprojekt das anfänglich danach aussah als hätte man nun doch endlich den Lagerplatz des sagenumwobenen Bernsteinzimmers gefunden. Die Ausschachtungsarbeiten am Blücherpark entpuppten sich dann aber als die Errichtung einer öffentlichen Toilette. Dafür wurde extra die Verbindung für Strom, Zu- und Abwasser aufwendig ausgeschachtet und ein Fundament für das Häuschen gegossen das dort Gestalt annahm.

Eigentlich eine schöne Sache: in einer Gegend in der sich recht viele Menschen im Freien aufhalten - gleich nebenan ist ein großer Spielplatz und um die Ecke ist eine Parkanlage in der Mensch gern mal ein Bierchen nimmt - macht eine öffentlich zugängliche Toilette schon Sinn.

Aber warum ist es eine zahlungspflichtige Toilette die entweder 50 Cent in Münzen erwartet oder die Zahlung per Kreditkarte? In einer Gegend in der Familien nicht das Geld haben um Ihr Kind mit einem Pausenbrot in die Schule zu schicken und in der Mehrheit Transferleistungs-Bezieher leben geht eine Münztoilette meilenweit an ihrem Verwendungszweck vorbei.

Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen akzeptiert die Toilette auch Euro-Münzen, gibt aber kein Rückgeld - ein Schelm, wer hier Zynismus vermutet.

Auch die Leute die im Park ihr Bier verkonsumieren werden 50 Cent, falls vorhanden, lieber in eine weitere Flasche Hansa als in einen Toilettengang investieren.

Folglich wird die ‚Zielgruppe‘ weiter lustig in die Büsche, Hausecken und die eigene Bekleidung urinieren während das neu installierte Toilettenhäuschen als Deckmäntelchen bauplanerischer Bürgernähe her halten muss - mehr kann es leider nicht.

Die (von mir geschätzten) 50.000 Euro Installations- und Anschaffungskosten für den noch nicht mal komplett fertig gestellten Kasten (Das Dach ist bereits in Auflösung begriffen) scheinen mir als eine recht kostenintensive Maßnahme gemessen an ihrem Sinn und ihrer Praxisnähe.

Die mutmaßliche Zielgruppe hat die Maßnahme der Stadtplanung auf ihre Art goutiert: Das Toilettenhäuschen ist zwei Wochen nach Inbetriebnahme bereits wegen Vandalismus außer Funktion. Das macht keinen wirklichen Unterschied zu vorher….

Ich nehme an die niemand über das bisher Geschehene Überrumpelter sein wird als der Initiator der Baumaßnahme…

das Ende der Fotosafaris

Der alte Rangierbahnhof und Bahnausbesserungswerk in Huckarde war mir lange Jahre regelmäßige Besuche wert. Ein riesiges, von Birken und Brombeeren überwuchertes Areal auf dem sich verschiedene Gebäude befanden die einerseits das Zeug zum ‘lost place’ hatten, andererseits aber auch Freiluftatelier für zahlreiche Sprayer waren.

Ich habe immer gern geschaut was sich dort tat - und dort tat sich eine ganze Menge. Mir waren die Orte immer wieder gern Kulisse für Fotoshootings und ich hatte mich an das Freiluft-Atelier in meiner direkten Nähe gewöhnt.

Um so überraschender die Nachricht das nach über 30 Jahren Dornröschenschlafs das Gelände jetzt durch die Bahn einer neuen Nutzung zugeführt wird. Dort soll ein Wartungs-Stützpunkt für ICE geschaffen werden.

Innerhalb kürzester Zeit wurde der Bewuchs entfernt und die Schienen, Schwellen und Masten abgerissen. Ein paar verlorene Gebäude stehen noch, aber ich bin mir sicher das auch deren Tage gezählt sind.

So habe ich mir schnell einen Grund gesucht, dort noch mal Fotos zu machen - Trostlosigkeit und die Notwendigkeit, eine Kamera und Optiken zu testen sollten mir als Begründung reichen.

Getestet wurde auf einer Fuji GFX 50R ein Laowa D-Dreamer 17mm und ein Hasselblad X-Pan 30mm - beides Objektive die durch speziellen Schliff die Kissenverzerrung von Weitwinkeloptiken unterbinden und in der Lage sind, einen 45mm breiten Kameraensor zu bespielen. Als Dritter im Bunde gab es noch die Kombination eines ‘zugelaufenen’ 50mm Objektivs von Asai Optical Co aus den Achtzigern und einem Anamorphot-Vorsatz 1x1,33. Die Bildtitel geben jeweils das verwendete Setting wieder.

Ich teste dieses Equipment um zu sehen inwieweit ich meine Panorama-Fotografie komplett auf eine digitale Basis umstellen kann um bei Fotoreisen schneller Fotos zur Verfügung zu haben. Bei den Panoramen möchte ich, trotz veränderter Abbildung gegenüber eine gestitchten Panorama oder einem analogen Schwenklinsen-Panorama, in der Lage sein Panoramen als Schnappschüsse bzw aus der Hand ohne Stativ machen zu können. Die Ergebnisse sind beim Laowa D-Dreamer bzw. Hasselblad X-Pan 30mm wie zu erwarten von hoher Abbildungsqualität. Die Kombination aus anamorphotoscher Zerrlinse und ältlicher Optik ohne Vergütungsbeschichtung hat aber auch ihre Reize. Die Randverzerrungen zeigen das diese Kombination mit der Größe des Sensors hier an ihre Grenzen kommt. Das Objektiv wurde sowieso nur für Kleinbild-Format entwickelt, ich hätte aber mehr Vignettierung erwartet. Durch die Verzerrung komme ich an denselben Blickwinkel wie mit dem 30mm Objektiv, allerdings mit Kissen- und Tonnenverzerrung. Die Fehleranfälligkeit der beiden kombinierten Systeme schlägt hier voll durch und die Farbabbildung lässt gegenüber höherwertigen Optiken deutlich zu wünschen übrig. Die Bilder in Schwarweiss konvertiert zeigen sich in anrührender Bildsprache. Vielleicht lag es aber auch am Hochnebel und dem harnäckigen Regen in der Szenerie.

Das Hasselblad-Objektiv wurde ohne Gegenlichtblende verwendet und zeigte trotz diffuser Lichtverhältnisse deutlich wenn die Sonne von seitlich vorn auf die Optik trifft. Mir war bekannt das das Objektiv dafür anfällig sein würde aber das es das so deutlich ausspielt hat mich dann doch überrascht.

Wie auch immer - es ist einer Serie recht schöner Abschiedsbilder heraus gekommen.

der 'virtuelle Hambi' (bleibt)

Im Zeitraum von 2016 bis zum damaligen Rodungs-Stopp habe ich wiederholt den Hambacker Forst, das Protestcamp und die Baumhaus-Siedlungen besucht.

Soweit ich Zugang zu den Bauwerken bekam habe ich diese als Kugelpanoramen aufgenommen um daraus beizeiten einen virtuellen Durchgang erzeugen zu können.

‘beizeiten’ deshalb, weil speziell der innere Aufbau der Baumhäuser zu einem Zeitpunkt wo sie noch nicht geräumt und abgerissen sind für verschiedene Instanzen von ziemlichen Interesse hätten sein können. Immerhin wäre es für eine Räumung wissenswert gewesen, zu wissen was sich in den Häusern wohl befindet.

Inzwischen sind die hier zu sehenden Bauten allerdings Geschichte - speziell die Baumhäuser waren jeweils nur für eine Lebensdauer von einem Jahr ausgelegt - sie befanden sich in der voraussichtlich kommenden Rodungszone. Dieser Umstand hat System - Die Bäume mit den darin hausenden Aktivisten sollte eine Rodung so schwierig wie möglich machen und für ein Medien-Echo sorgen auf das die Landesregierung und RWE keinen Wert legten.

Es ist schon schmerzhaft, die of sehr liebevoll entworfenen und eingerichteten Orte unter dem Aspekt zu betrachten das sie gebaut wurden um zerstört zu werden.

the inside of the tree-house 'Chillum' at the Hambacher Forst 'Hambi' in 2017

das Innere des Baumhauses ‘Chillum’ im Hambacher Forst, aufgenommen 2017

Der ‘virtuelle Hambi’ freut sich über Erinnerungen - als Text, Ton, Foto oder Video nehme ich gerne Material entgegen um es in die Programmierung einzufügen

19.07.22: Aplerbecker Kunstmarkt

Anfang des Jahres bekam ich eine Mail der Aplerbecker Werbegemeinschaft mit der inzwischen überhaupt nicht mehr irritierenden Frage ‘unter welchen Umständen ich mir wohl vorstellen könnte, am Aplerbecker Kunstmarkt teilzunehmen’.

Darauf kannte ich nur eine Antwort: ‘unter allen Umständen!’

Der Aplerbecker Kunstmarkt war jetzt zwei Jahre in Folge ausgefallen und es machte den Eindruck das der Veranstalter Angst hatte das jetzt niemand mehr mit machen wolle oder das die unsichere Frage, wie sich Corona-mäßig wohl zu verhalten sei Leute von der Teilnahme abschrecken würde.

Aplerbeck darf man sich eigentlich nicht entgehen lassen. Unter den Dortmunder Ereignissen dieser Art ist mir dieser Kunstmarkt immer als gut organisiert und von sehr entspannter Stimmung in Erinnerung geblieben - entspannt nicht nur wegen des Publikums und der Teilnehmer, sondern auch vom Rahmenprogramm mit verschiedenen Bands und anderen Acts. Parallel machen an dem Sonntag auch immer die Geschäfte auf - so kommt dann noch mal mehr Publikum.

Den ‘Kunsttransport’ übernahm dieses mal das ‘Velo-Studio’, mal als Marktstand und Lastenanhänger verkleidet. auf dem Aplerbecker Marktplatz war es (warum nur) auch als Eyecatcher ganz gut ;-)

Was kann ich sonst über den Kunstmarkt schreiben?

Schönes Wetter, nette Stimmung, viele interessante Gespräche über Fotografie, Geschichtliches aus Dortmund und - wenig überraschend - über Fahrrad-Anhänger Selbstbauprojekte.

Die Saison hatte einen guten Start :-)

'Plastik-Mensch' im Cepulse, Hagen Wehringhausen

Finissage der Ausstellung ‘Plastik-Mensch’ ist am Freitag, den 19:11. ab 18:00 - jahreszeitlich bedingt haben wir einen Teil des Sekts durch Glühwein ersetzt ;-).

Wir freuen uns auf Euch und den Austausch!

am 17.9. um 18:00 war die Vernissage der Ausstellung ‘Plastik-Mensch’ im Cepulse in Hagen Wehringhausen, Lange Str. 35.

Die Ausstellung ist von da ab bis zum 19.11. von Dienstag bis Sonntag von 16:00 bis 19:00 besuchbar - und nach telefonischer Absprache.

Die Eröffnung war gut besucht und wir waren Froh als wir gegen Mitternacht die letzten raus auf die Straße geschoben hatten :-)

Die Ausstellung ist jetzt auch als virtuelle Version zur Verfügung -> ‘Klick!’

Zur Zeit sind wir mit einem Bildungsträger im Gespräch die Ausstellung in das Bildungskonzept einzubinden