Dank der hiesigen Vogelwelt gelang mir in Kinross ein früher Start. 
 Die für heute versprochene Sonne liess sich zu Beginn des Tages noch 
 von einer geschlossenen Wolkendecke vertreten.
Mein heutiger Weg führte mich um den See bei Kinross herum Richtung 
 Falkland. Eigentlich lief alles prima. Die Landschaft sag gut aus, es 
 regnete nicht und wurde zusehends wärmer und auch das Rad lief wie 
 geschmiert - ich hatte gestern der Kette und der Nabenschaltung 
 gezielt Öl gegönnt.
Dann sollte die Bodenwelle kommen die meiner Fahrt eine ärgerliche 
 Wendung gab - mir ist die Halterung für den Gepäckträger an drei von 
 vier Stellen abgerissen! Da stand ich nun mit traurig herabhängendem 
 Gepäck mitten in der immer noch sehr schönen Landschaft und alles sah 
 danach aus als wenn hier meine Reise zuende sein sollte. Anscheinend 
 hat man wenn man wirkliche Probleme hat einen anderen Gesichtsausdruck 
 - jedenfalls wollte in der aktuellen Situation plötzlich niemand mehr 
 anhalten und mich fragen wie's mir geht. Auch die Radfahrer hatten es 
 ungewohnt eilig - und ich wollte jetzt auch nicht winkend auf der 
 Straße stehend alles was daher kommt zum Anhalten zwingen.
Irgendwie muss es ja weiter gehen - ich versuchte mein Glück mit 
 stabilen Kabelbindern um den Gepäckträger wieder in die Nähe der 
 Stellen zu bringen wo er hin gehört. Aber sobald ich die Gepäcktaschen 
 anhängte gaben die Binder nach und alles lag wieder auf dem Boden. Ein zweiter Versuch mit Nylonschnur klappte besser. Es gelang mir die 
 Stellen an denen die Befestigung des Gepäckträgers abgerissen war mit 
 dem Band sehr stramm zu verbinden und alles so zu fixieren das ich die 
 Taschen wieder anhängen konnte und der Gepäckträger auch oben blieb. 
 Es fühlte sich alles so an als wenn der Gepäckträger noch fest mit dem 
 Rahmen verbunden währe - nichts wackelte oder schlackerte. Mit dem etwas mulmigen Gefühl ob diese Konstruktion nun halten würde 
 setzte ich nach einer guten Stunde meine Reise fort. Die Bastelei hat 
 Bodenwellen und andere Unebenheiten souverän genommen als wenn nie was 
 gewesen sei.
Der Weg von Kinross nach Falkland führte wieder in die Höhe. Damit der 
 Anstieg nicht so eintönig ist bewegte ich mich auf Nebenstraßen und 
 Wirtschaftswegen die wie eine Berg- und Talbahn immer wieder 
 Gefällestrecken boten um danach wieder ein Stückchen höher zu 
 klettern. Meist gelang es mir auf den abschüssigen Abschnitten Anlauf 
 für die nächste Steigung zu nehmen und dann auch tatsächlich den 
 nächsthöheren Hügel zu erklimmen. Allerdings gab es dazwischen auch 
 Steigungen bei denen ich es bereute das ich v0r der Reise nicht dazu 
 gekommen bin das Zwischengetriebe am Rad einzubauen - ich habe 
 tatsächlich drei mal das Rad eine Steigung hoch geschoben - ist schon 
 peinlich!
In Falkland ist es so schön das es schon fast weh tut - ich war 
 einfach nur froh, dort angelangt  zu sein und feierte den vollendeten 
 Streckenabschnitt mit einer großen Tasse Kaffee und einer Kombination 
 einer Tafel weisser Schokolade und schwerem Schokoladenkuchen mit 
 Nüssen. Das als Kuchen titulierte Teilchen war nur mich schwerem Gerät 
 zu zerteilen und nachdem ich es aufgegessen hatte war ich mir sicher 
 nie mehr wieder in meinem Leben etwas essen zu müssen.Nach der 
 Kalorienbombe war ich dann auch mental in Falkland angekommen und habe 
 noch ein paar Impressionen aus der Stein gewordenen Harmonie 
 aufgenommen.
Trotz Panne ist noch eine Menge Zeit vom Tag übrig - ich mache mich 
 wieder auf den Weg um St. Andrews und die Nordsee zu erreichen. Ich 
 bewege mich immer noch im Inland und sobald ich in die Nähe von 
 Feuchtgebieten oder Wasserlöchern komme sind sofort die mikroskopisch 
 kleinen Mücken in der Luft - es sieht fast so aus als wenn Nebel 
 wabern würde. Hoffentlich wird der Nordeeküstenradwanderweg bald 
 wieder seinem Namen gerecht! Zwischen Falkland und dem Meer wurden ein paar Höhenzüge dekoriert - 
 nur ein mal durfte ich für ein paar Meilen einem Flusslauf folgen. Die 
 Straße war aber offiziell wegen Einsturzgefahr gesperrt. Der Fluss 
 hatte bei straken Regenfällen die Straße und die Häuser entlang des 
 Flusslaufs unterspült. Die Häuser waren so geschädigt das sie of 
 schief standen - zwei waren sogar von den Fluten weggerissen worden.
Kurz vor fünf Uhr Nachmittags war ich in Sichtweite des Meeres und St. 
 Andrews - da erschien ein Campingplatz am Wegesrand. Ich habe mich 
 dort kurzentschlossen eingebucht und den Tag ausklingen lassen.
Ich habe mir noch mal in Ruhe die Reste meines Gepäckträgers 
 angesehen. An den Punkten wo er it dem Rahmen verbunden war ist das 
 Material systematisch ermüdet - ich bin ziemlich schockiert darüber 
 wie dünnwandig das Rohr ist aus dem der Gepäckträger gefertigt wurde. 
 Ich würde mal sagen das das was ich mit der Beladung des Rades 
 übertrieben habe vom Hersteller beherzt untertrieben wurde. Ich habe 
 jetzt auch die noch nicht angerissenen Stellen mit Band verzurrt und 
 hoffe das mich diese Bastelei sicher bis zum Ende meiner Zeit durch 
 Schottland und nach Hause bringt - sonst nimmt die ganze Reise noch 
 einen unverhofft anderen Verlauf.