Es ist schon sonderbar - heute morgen bin ich zur selben Zeit wie 
 immer aufgewacht, irgendwie hat der Start in den Tag dann aber nicht 
 so richtig klappen wollen. Es war bereis kurz vor zwölf als ich 
 Melrose Richtung Inverness verließ. Irgendwie klebten heute auch die Reifen meines Rades geradezu an der 
 Straße - anscheinend bin ich doch ein bisschen abgekämpft. knappe 
 zweieinhalb Stunden später hatte ich Innerleithen erreicht und suchte 
 mir eine Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme. Nun, es war ja Sonntag - da ist auch in einer solchen Metropole so gut 
 wie nichts offen. Ich fand dann einen Coffee-Shop namens 'The Whistle 
 Stop' in dem mir ein frisch zubereiteter Hamburger mit handgesägten 
 Pommes und frisches Wasser für meinen Trinkvorrat blühte. Ich war ein bisschen im Zweifel ob ich heute noch weiter fahren 
 sollte. Immerhin hatte der Ort einen Campingplatz. Jetzt noch weiter 
 nach Edinburgh zu fahren könnte zu weit wein. Letztlich machte ich 
 mich um halb drei Uhr Nachmittags dann doch auf den Weg da hin. Mein Weg sollte mich durch so etwas ähnliches wie die Hichlands führen. Innerleithen liegt 137 Meter über NN - von dort aus führt eine 
 Nebenstraße durch wunderschöne, von deutlicher Erosion gekennzeichnete 
 Landschaft mit gleichmäßiger Steigung auf eine Höhe von 410 Meter. Mit 
 meinem ganzen Zeugs konnte ich mich da in aller Ruhe bis auf den Pass 
 hoch kurbeln. Die vorbeiziehenden Autofahrer nahmen mich als fahrbares 
 Verkehrshinderniss wahr, die überall herumlungernden Schafe sahen in 
 mir eine ernst zu nehmende Bedrohung. Die Wollviecher stehen da 
 tatsächlich überall herum - besonders gern auch mal mitten auf der 
 Straße. Witzig: vor herannahenden Autos geht man gemessenen Schrittes 
 zur Seite - vor mir wird in nackter Panik geflüchtet... Die - ich nenn es mal - Bergkette stellt auch eine Wetterscheide dar. 
 Das erfuhr ich von einem der vielen Radfahrer der, ganz anders als 
 seine Kollegen, nicht an mir vorbeizog sondern sich an der Steigung 
 Zeit für ein Kurzes Pläuschchen nahm. Kurz vor dem Pass empfing mich 
 leichter Sprühregen.... Gegen 18:00 war ich noch ein gutes Stück von meinem Ziel entfernt als 
 ich an einer Steigung auf einen bärtigen Radfahrer traf der mich 
 aufmunterte das es gleich lustig bergab gehe - ich bedankte mich, 
 fasst neuen Mut und trat in die Pedale - um mit viel Elan die Kette zu 
 zerreißen! Das ist jetzt schon der zweite Kettenriss auf dieser Fahrt - 
 interessanterweise ist sie in dem Bereich gerissen wo es auch das 
 erste mal passiert ist. Also: Taschen runter und mit dem verbliebenen 
 zweiten Verbindungsglied die beiden Enden wieder zusammengefummelt. Danach war es bereits 19:00 - ich nahm meine Fahrt zwar wieder auf, es 
 kühlte sich zu der Zeit aber schnell ab, der Himmel verdunkelte sich 
 von Wolken und es kam wieder Sprühregen auf - ich befürchtete das das 
 in richtigen Regen übergehen könnte und entschloss mich zum wilden 
 Campen. Ich fand ein Gatter mit offenem Tor, das im Eingangsbereich 
 eine annähernd ebene Fläche hatte - und vor Allem: keine Schafe oder 
 Rinder! Ich war gerade mit meinem Plunder im Zelt als es tatsächlich wie aus 
 Eimern zu schütten anfing. Die Wahl des Zelts sollte sich in der 
 Situation als gut herausstellten: das Zelt ist nicht nur gross genug 
 für mich und mein Gepäck sondern es hat in der Nacht auch gut den 
 Schauerartigen Regenfällen stand gehalten. Die auf dem Gewebe 
 lärmenden Tropfen hatten eine einschläfernde Wirkung
Auf dem Weg nach Innerleithen war ich bei einer Rast mit Leuten ins 
 Gespräch gekommen. Das Ergebnis des Geprächs war eine Einladung zum 
 Wohnen in Edinburgh. Mit so einer Gelegenheit hatte ich nicht 
 gerechnet. Stattdessen hatte ich mich im Vorfeld mit allerhand 
 Adressen von Hostels und Herbergen ausgestattet die ich abtelefonieren 
 wollte wenn ich erst mal in Edinburgh angekommen währe. Vor dem 
 Einschlafen schickte ich meinem potentiellen Host noch eine Botschaft 
 das ich es an dem Tag nicht mehr bis zu seiner Adresse schaffen würde.