Ich hatte mit mit dem Garmin-Programm eine Route zusammengebastelt die 
 mich zumindest zu einem Drittel des Weges nach Loch Ness entlang des 
 Caledonian Canals auf einem Radweg führte. Lieder sollte der Rest des 
 Weges entlang einer Landstraße führen. Der Radweg beginnt direkt in Inverness - der Fluss fließt ja auch 
 durch die Stadt. In regelmäßigen Abständen sind schon vor langer Zeit 
 Hängebrücken für Fussgänger über den Fluss gebaut worden. 
 Quietschende, wackelige Eisenkonstruktionen die ungeachtet dieser 
 Faktoren von den Leuten fleissig genutzt werden. Ich muss an irgendeiner Stelle des Radwegs den Anschluss verpasst 
 haben und fand mich schneller als ich es vor hatte auf der 
 Bundesstraße wieder die am Steilhang des Sees dem Ufer folgt (um 
 ehrlich zu sein, hat der See nur Steilhänge...) Es war wieder eine 
 dieser Straßen die für Autos gebaut wurden die es heute mehrheitlich 
 nicht mehr gibt und es gelang mir mit Leichtigkeit, mich als 
 Verkehrshinderniss zu betätigen. Die Leute hier haben einfach nicht so 
 den Trieb zum beherzten Überholen. Wenn einer der hinter mir hängenden 
 Fahrer seine Chance erkannte, ist er komplett in die Gegenspur 
 ausgeschert und hat mich so langsam es ging zu überholen versucht. Die 
 meisten hier schalten zum Überholen nicht zurück und geben mal ne 
 Runde ordentlich Gas damit sie schnell vorbei kommen. Man bleibt schön 
 im höchsten Gang und tritt vielleicht mal ein bisschen das Gaspedal 
 durch. Ob die anderen Autofahrer auch vorbei kommen ist dabei 
 natürlich auch völlig egal. Vonm Zeit zu Zeit sind entlang dieser 
 Straße Parkplätze an Aussichtspunkten eingerichtet - da bin ich dann 
 kurz eingeschert um die Schlange hinter mir passieren zu lassen. Die 
 einzigen die hier in diesem Land garantiert überholen können sind die 
 LKW- und Busfahrer  -die ziehen schmerzfrei in die Gegenspur - gerade 
 so weit das Platz für mich bleibt und überholen. Das Training auf den 
 Straßen Dortmunds und des Ruhrgebiets hat mich ausreichend abgehärtet 
 um diese Situationen nicht als gefährlich wahrzunehmen und mich 
 routiniert auf den Sog den diese Fahrzeuge erzeugen einzustellen. Zwei 
 mal hatte ich allerdings auch die Situation das die Fahrer von SUV-  Fahrzeugen hupend an mir vorbei zogen als wenn ich überhaupt nicht da 
 sei bzw. als wenn ich nicht als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werde. 
 Da habe ich mir einen Ganzkörperhelm gewünscht - die Typen haben noch 
 nichtmal zehn Zentimerter Abstand gehalten - bei den LKW konnte man 
 sich immerhin auf einen garantierten halben bis einen Meter verlassen... Ich erreichte Urquhart Castle ohne das ich mich in Hackfleisch 
 verwandelt hätte und befand mich unversehens an  einem der 
 Schlüsselorte der Schottischen Geschichte  und in einem Epizentrum der 
 Tourismusindustrie wieder. Das Gelände kann man nur betreten wenn man 
 eine Eintrittskarte kauft. Dann wird man pfiffig durch den Giftshop in 
 ein Kino geschleust wo man einen Abriss der Geschichte dieser Burg 
 bekommt um anschließend durch den Giftshop auf das Gelände zu gehen - 
 verlassen tut man den Ort übrigens auch noch mal durch - den Giftshop. 
 Das habe ich so in dieser Perfektion auch noch nie gesehen. 
 Erähnenswert sind vielleicht auch noch die Toiletten  - dort kann man 
 zu stimmungsvoller Hochland-Dudelsackmusik sein Geschäft erledigen - 
 für dieses erhebende Erlebnis habe ich doch gerne den Eintritt von 
 7,90 Pfund bezahlt... Die Burg selbst ist hauptsächlich kaputt. Sie war im Grenzgebiet 
 zwischen Schottland und England hart umkämpft und wechselte in manchen 
 Abschnitten der Geschichte den Besitzer wie ein Knochen um den sich 
 zwei Hunde streiten. Teile der Anlage wurden immer wieder zerstört und 
 neu aufgebaut bis die letzten Besitzer der Burg bei einer Belagerung 
 durch die Jakobiter sich entschlossen, den ganzen Laden selbst in die 
 Luft zu sprengen. SIe zerstörten dadurch das Torhaus und die 
 angrenzenden Gebäude, was es unmöglich machte die nun zwar leicht 
 einzunehmende Burg irgendwie zu verteidigen oder als Burg zu 
 bezeichnen. So kann man sich nun also nur noch die so gut es geht 
 barrierefrei gestalteten Trümmer ansehen und dazu didaktisch sehr gut 
 gemachte Informationstafeln zu den Nutzungen der Gebäudeteile und zu 
 archäologischen Funden lesen. Ich hätts etwas heiler und mit weniger 
 bunt angezogenen Touristen besser gefunden, aber man kann ja nicht 
 alles haben.Jedenfalls habe ich die Ruine nicht mit dem Gefühl 
 verlassen das die Gefahren auf dem Weg da hin  umsonst gewesen währen. Die Gefahren auf dem Heimweg waren es natürlich auch wert gewesen. Da 
 hatte ich die Horrorshow des Schottischen Landstraßenverkehrs noch ein 
 mal. Dieses mal achtete ich wie ein Luchs darauf das ich den Anfang 
 des Radweges von der anderen Seite nicht verpasste. Es ist etwas 
 knifflig zu finden - etwa nach zwei Dritteln des Weges sieht man auf 
 der Rechten Seite ein Hafenbecken mit Yachten - die Straße die einmal 
 dort hin führte ist durch ein paar Begrenzungssteine für den 
 Autoverkehr gesperrt. Dort fängt der Caledonian Canal an der parallel 
 zum River Ness verläuft. Es befindet sich dort eine Schleuse über 
 deren Schleusentor man als Fussgänger oder auch mit dem Rad zu dem 
 Rad-/Fussweg gelangt der auf dem Wall zwischen den beiden Wasserwegen 
 verläuft. Er ist reit genug das sich Fussgänger und Radfahrer nicht 
 ins Gehege kommen und so geschottert das man gut darauf fahren kann. 
 Nach dem Stress der Landstraße eine echte Erholung. Geradezu mühelos 
 gleitet man entlang des friedlichen Wassers in die Stadt zurück. Auch 
 die Speichen haben gehalten was der Superkleber versprach. Es sieht so 
 als wenn wenigstens der Heimweg unproblematisch werden könnte.
Nessie