Finde den Schrank (und vieles Andere)

Das Projekt gewann an Dynamik als wir begannen, uns mit der Doppelbödigkeit der Gesellschaft in den siebziger und achtziger Jahren zu beschäftigten. Die zu den Zeitpunkt aufgelaufenen Informationen brachten uns auf die Idee, das eine Art Beichtstuhl eine gute Möglichkeit sein könnte, die Heimlichkeit abzubilden, in der sich sexuelle Träume/Bedürfnisse und Prostitution abspielten. Eine Recherche ergab, das ein Beichtstuhl unseren finanziellen Rahmen sprengen würde. Dann fiel unser ‚Auge‘ auf ein Möbelstück, welches es in dieser Art fast nur in Deutschland der siebziger und achtziger Jahre gab: den Wohnzimmerschrank ‚Gelsenkirchener Barock‘. Diese Möbel gibt es mit einem Erker-artig vorspringenden Mittelteil, das dem Schrank ein Aussehen gab, das einem Beichtstuhl schon recht nahe kam. Ob sich ein solcher Schrank wohl begehbar, wie ein Beichtstuhl umbauen ließ?

Unsere Suche führte uns zu einem attraktiven Kandidaten im Münsterland - er sollte unsere Videokabine und Präsentationsobjekt werden. Bis es so weit sein würde, galt es aber, verschiedene Hürden zu überwinden. Solche Schränke sind nicht dazu gedacht, sie in Einzelteile zu zerlegen. Vielmehr sind es Module, die zusammengestellt und miteinander verschraubt werden.

Um das gute Stück aus der Wohnung des Verkäufers zu bekommen, mussten wir ihn leider auseinander schlagen. Zum Glück war das bei diesem Schrank weitgehend so möglich, das er sich auch nachher wieder zusammenbauen lassen würde. Bis wir auf den Ausstellungsort Zugriff hatten, machte der Bretterhaufen erst mal Zwischenstation im Keller des Künstlerhaus Dortmund. Dort wurden auch die ersten Umbauten vorgenommen, um einschätzen zu können ob wir das Ding als Videokabine für zwei bis drei Personen nutzen können würden. Die Zwischenergebnisse machten Hoffnung.

Jetzt hieß es, alles für die Ausstellung notwendige bis zum 10. Dezember zusammen zu bekommen. In Absprache mit dem Besitzer der Immobilie haben wir noch einmal den Ort betreten und Leuchtreklamen und andere Versatzstücke für die Ausstattung der Ausstellung entnommen.

Wir sollten eine Woche vor Start der Ausstellung die Schlüssel für den Ausstellungsort, ‚HansA‘ erhalten und hätten ab dem Termin nur wenige Tage Zeit um die Ausstellung einzurichten.