Es hat dann noch mal ein ganzes Jahr gedauert bis das StudioX zwischen Münsterstraße und Leopoldstraße abgerissen wurde. Lange Zeit wurde nur Zeug aus dem Gebäudekomplex heraus getragen und die Fenster aus den Rahmen des Wohnhauses entfernt, aber dann kamen dann doch die Bagger und rissen die Wände ein. Ich habe den Abriss regelmäßig besucht weil sich hier die Chance bot, noch einmal einen Blick auf den Zuschauerraum des ehemaligen Europa-Kinos zu erhaschen. Bevor der Zuschauerraum endgültig eingerissen wurde, haben die Bagger erst drei der Außenwände und die Trockenbau-Wände im Innern herausgerissen. Man konnte da rein schauen wie in eine Puppenstube - und es gab einiges zu entdecken…









Der Zuschauerraum bot Platz für über 900 Sitzplätze und hatte neben einer beachtlichen Größe auch eine bemerkenswert breite Leinwand von ca 18 Metern - dieses Kino war nach dem zweiten Weltkrieg für das damals neue Breitleinwand-Filmformat gebaut worden und beanspruchte in den sechziger Jahren zusammen mit dem Filmcasino den Status eines Premierenkinos.
Die mit hunderten von Drähten vom Dach abgehängte Decke war damals noch in Verputzt- bzw Stucktechnik auf ein Drahtgerüst gespachtelt worden - eine Heidenarbeit auf einem Gerüst über Kopf arbeitend.
Die Leinwand hing genau vor der Wand die den Zuschauerraum zum Kino hin begrenzt. Auf den Bildern ist im Deckensegel eine geschwungene Struktur zu erkennen, die etwas zurück gesetzt ist. Die wurde sehr wahrscheinlich von den Kanten her indirekt beleuchtet. Vor der Leinwand war ein Vorhang aufgehängt der den Zuschauerraum halbrund begrenzte. Wahrscheinlich aus demselben, damals modernen braun-roten Stoff, der noch an den Wänden zu erkennen ist.
Am Rand waren in der abgehängten Decke Kugellampen eingelassen die so auf die Wände ausgerichtet waren das sie ein Streifenmuster aus Licht erzeugten. Das muss alles ziemlich modern ausgesehen haben.
Die Projektionsöffnungen an der Rückwand des Zuschauerraums lassen vermuten das neben zwei, bzw. drei Projektoren auch zwei Großformat-Diaprojektoren für Werbung bzw. Lichtbildvorträge im Projektionsraum installiert waren.
Am Ende der ersten Maiwoche hatten sich die Bagger so weit in das Gebäude hinein gefressen das der Zuschauerraum endgültig einstürzte - damit gab es für mich erst mal nichts Interessantes mehr zu sehen.
Das Kino ist Geschichte